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- 02. August 2009
Der Dolch Peter Hellinger

Weißt du, wovor mir wirklich ekelt? Das „danach“. Oder meinetwegen auch schon das „dabei“. Wenn du so einen Stümper hast, der nicht mit dir umgehen kann, der mehr Angst vor sich selbst hat, als Hass auf den anderen. So ein armes Würstchen, das nicht zu Ende führt, was es begonnen hat, du verstehst?
Aber du bist ja nicht so einer, nicht wahr? Dachte ich mir. Schon als du mich aus dem Regal genommen und mich in der Hand gewogen hast, da spürte ich kalte Wut an meinem Griff. Gib zu, du hättest am liebsten gleich zugestochen, oder? Warte habe ich gesagt, warte auf die richtige Gelegenheit. Kluger Bursche, du wirst es nicht bereuen!
Schau in seine Augen, wenn du es tust. Nicht feige von hinten, von vorne! Nimm mich fest in die Hand und halte mich verborgen, bis es zu spät ist. Klopf ihm auf die Schulter, und wenn er denkt, du bist ungefährlich, dann stich zu, so fest du nur kannst. Nur einmal, kein Herumgehacke, deine Wut ist kalt und konzentriert und nicht heiß und sengend. Ein Stich nur, und halt ihn fest, bis ich sein Herz finde, und es zaudert und zagt und ich es meine Klinge spüren lasse.
Schau ihm in die Augen, damit er auch ganz genau weiß, warum. Sieh, wie das Licht in ihnen erlischt, wenn ich sein Herz durchbohre und es zu schlagen aufhört. Mach dir keine Sorgen um das Blut, lass mich einfach stecken, dann ist das nicht schlimm. Du hast doch Handschuhe an, oder?
Du siehst ganz schön blass aus, mein Lieber! Alles in Ordnung? Du zitterst ja! Wie, nicht so brutal? Du hast dir das einfacher vorgestellt? Du wirst doch nicht etwa kneifen! Hey, nicht einfach fallen lassen, was soll denn das? Leg mich zurück ins Regal! Was für ein Glück, weg ist er. Saubere Arbeit, den bin ich los. Nur weil ich ein Stilett bin, muss ich noch lange keinen Spaß am Morden haben …